Der Kühlschrank – eine Erfolgsgeschichte
Kein Wunder, denn das kühlende Gerät ist komfortabel: Empfindliche Lebensmittel können direkt in der Küche oder anderswo bei optimaler Temperatur und Feuchtigkeit gelagert werden. Das macht die private Vorratshaltung sehr einfach.
Vor dem Kühlschrank – der Beginn in der Eiszeit
Doch blicken wir einmal zurück in die Zeit der Jäger und Sammler, als die Nahrung, die Mensch gejagt und gesammelt hat auch direkt verzehrt wurde. Zu der Zeit war das Thema „kühlen“ noch sehr weit weg. Als unsere Vorfahren dann aber evolutionär sesshaft wurden und nicht mehr permanent auf der „Jagd“ nach etwas Essbarem waren, sah die Situation schon wieder ganz anders aus. Sie mussten sich überlegen, wie man die Haltbarkeit von Lebensmitteln verlängert. Einige praktische Lösungen waren: Räuchern, Pökeln, Einmachen. Im Mittelalter beispielsweise sorgten Nischen in Holzwänden für die nötige Kühle. Aber auch Erdlöcher im Garten oder naheliegende Gewässer und Teiche wurden zur Kühlung von Lebensmitteln herangezogen.
Auch der Keller unter dem Haus war eine beliebte Möglichkeit sich Lebensmittel auf Vorrat zu halten. Ob in Holzfässern oder Tongefäßen – der Keller war ein idealer Ort, um vor allem schnell verderbliche Ware, länger haltbar zu machen. An vielen Burgen, die im Mittelalter entstanden, befanden sich Eisräume, die zur Kühlung von Speisen verwendet wurden.
Dort wurde das Eis gelagert, das im Winter aus Weihern und Stauseen gewonnen wurde. Im Sommer wurden die großen Eisblöcke zur Kühlung von Speisen und Getränken verwendet. In den Räumen, die oftmals unter der Erde oder in Höhlen errichtet wurden, blieben die Eismassen bis weit in den Sommer erhalten.
Holzkiste, Eisschrank – der Mensch wird erfinderisch
Letztendlich waren diese stromlosen „Gerätschaften“ die Vorläufer des eigentlichen Kühlschranks, der erst wesentlich später entstand. Durch die Kraft des Eises sollten zunächst auch die Bewohner von Städten in den Genuss von kühlen Speisen und Getränken kommen. Dort entstanden im 17. und 18. Jahrhundert oftmals Eishäuser. Das gefrorene Wasser wurde von Händlern vertrieben, die die Besitzer von Eisschränken belieferten.
Auf die Lieferung von Eis konnten die Menschen erst ab dem 19. Jahrhundert verzichten. Damals erdachten Erfinder die ersten Kühlschränke, die die Händler und die Eishäuser in den kommenden Jahrzehnten überflüssig machen sollten. Die Ingenieure konnten die Vorarbeit von anderen Forschern nutzen, die sich vor ihnen mit der Entwicklung von Kältegeräten befasst hatten. So präsentierte der britische Forscher William Cullen sogar schon 1748 die erste Kühlmaschine, die spätere Forscher inspirierte. Sie erdachten die ersten Vorläufer der Kühlschränke, die in Großbritannien ab 1834 durch den Geschäftsmann Alexander Twinning vertrieben wurden.
Auf dem europäischen Festland wurde ebenfalls an Geräten geforscht, durch die Lebensmittel gekühlt werden konnten. So präsentierte der Ingenieur Edmond Carré bereits 1850 eine Kältemaschine, die durch Wasser und Schwefelsäure funktionierte. Sein Bruder Ferdinand erdachte wenig später eine weitere Kühlungsmaschine, die mit Hilfe von Ammoniak arbeitete. Weitere Impulse, die die Entwicklung des modernen Kühlschranks ermöglichten, kamen aus Deutschland.
In Berndorf erblickte 1842 der Erfinder und Geschäftsmann Carl von Linde das Licht der Welt. Der bedeutende Ingenieur befasste sich nach seiner schulischen Ausbildung mit Kältetechniken. Dabei entstand das Linde-Verfahren, das zur Grundlage für Kältemaschinen und Kühlschränke der kommenden Jahrzehnte wurde. Carl von Linde erdachte zudem Geräte, durch die Eis generiert wurde, das viele deutsche Brauereinen verwendeten. Diese nutzten nun das durch industrielle Maschinen gewonnene Eis, anstatt die Massen aus den kalten Bergregionen liefern zu lassen. Die Kältemaschinen des deutschen Ingenieurs arbeiten mit Ammoniak. Das Gas ist nicht nur ätzend, sondern verursacht einen Geruch, der nur schwer zu ertragen war. Weil bei den damaligen Maschinen, zur Eiserzeugung, von Zeit zu Zeit Lecks auftraten, konnten sich die kühlenden Geräte in privaten Haushalten noch nicht durchsetzen. Deshalb waren die Menschen weiterhin auf Eislieferanten und ihre Keller angewiesen, um Lebensmittel kühl zu lagern.
Trend in den USA – Fremdwort in Europa
Trotz der „Probleme“ waren die unterschiedlichen Erfindungen die Grundlage, durch die kühlende Schränke für den Privathaushalt möglich wurden. Diese entstanden zunächst vor allem in den USA. Dort wurden solide Kühlschränke produziert, die von immer mehr Menschen genutzt wurden. In den Vereinigten Staaten und in benachbarten Ländern wie Kuba gehörten Kühlschränke schon in den 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zur Standardausrüstung. Bereits 1937 soll in jedem zweiten amerikanischen Haushalt ein Kühlschrank gestanden haben. Diese arbeiteten bald nicht mehr mit Ammoniak, sondern mit dem Fluorchlorkohlenwasserstoff, dessen gefährliche Wirkung noch nicht bekannt war.
Ähnliche Schränke wurden aber auch in Europa erschaffen. Bereits 1929 entwickelte der dänische Industrielle und Ingenieur Jørgen Skafte Rasmussen einen Kühlschrank, der zukünftig in dem von ihm geführten Zschopauer Motorenwerken produziert wurde. Der zweite Weltkrieg sollte seine Verbreitung in Deutschland aber noch bis in die 1950er Jahre hinein verzögern.
Zeitersparnis durch den Kühlschrank
In Deutschland selbst blieb der Kühlschrank noch lange ein echter Luxusartikel. Der Grund: Für den Durchschnittshaushalt war er einfach zu teuer und zu sperrig. Außerdem war in den meisten Haushalten noch kein Strom vorhanden. In vielen Ortschaften und Gemeinden gab es so zum Beispiel Gemeinschaftskühlhäuser, um Obst, Gemüse oder Fleisch und andere Lebensmittel aufzubewahren – das war schlicht und ergreifend günstiger. Erst in den 1950er Jahren setzte sich der Kühlschrank dann auch in Deutschland durch und somit gehörte tägliches Einkaufen der Vergangenheit an. Denn nun war er da: der Freund schnell verderblicher Lebensmittel, der aufwendiges Vorkochen und den täglichen Gang zum Einkaufen ersparte. Auch kulinarisch ermöglichte der Kühlschrank so einiges, der Speiseplan war auf einmal viel umfangreicher.
Kühlschrank schlägt Waschmaschine
Die Akzeptanz des Kühlschranks durch die damaligen „Hausfrauen“ war in Europa sogar wesentlich größer als die der Waschmaschine, die für die Emanzipation der Frauen immens wichtig war, denn der Kühlschrank unterstützte zusätzlich das Ziel einer sparsamen Haushaltsführung. Es kam zu weniger Verderb, zu weniger Vorkochen. Lagern und der Mehreinkauf von Sonderangeboten waren möglich und der Kühlschrank ersparte ganz nebenbei fast täglich anfallende Einkaufszeit. Im Zuge des Wirtschaftswachstums erweiterte der Kühlschrank alsdann nochmals den Speiseplan: Kalte Platten, Buttercreme, Sahnetorten, Würstchen, exotisches Obst, Eier und Mayonnaise wurden Protagonisten und Zeugen des neuen Lebensstils.
Die Gestaltung rückte in den Vordergrund
Das Design der Nachkriegskühlschränke war durch die sogenannte „stromlinienförmige“ Gestaltung geprägt. Die Solitäre standen dabei meist auf Beinen, sahen sehr dickwandig und gewölbt aus und hatten runde Ecken. Ein überaus stabiler, demonstrativer Öffnungsgriff aus Chrom erinnerte visuell und auditiv an die Türöffner der US-amerikanischen Straßenkreuzer. Die immerwährende Frontfarbe dieser kompakten Kühlmaschinen war weiß, dass besonders für Sauberkeit und Hygiene stand. Daher war es damals undenkbar, dass ein so bahnbrechendes Gerät einfach in ein geschlossenes Küchenmöbel eingebaut wurde oder gar in einer anderen Farbgebung auf den Markt gekommen wäre. Man wollte den aufkommenden Wohlstand mit und durch den Kühlschrank deutlich sichtbar präsentieren.
Fortschritte und Innovationen
Ende der 1950er Jahre hatten viele Geräte im oberen Bereich ein kleines „Gefrierfach“. Dieses Eiswürfelfach eignete sich allerdings nicht für die langfristige Aufbewahrung von gefrorenen Produkten. Dabei waren Tiefkühltruhen in dieser Zeit wahre Luxusgüter, denn sie brauchten Platz und hatten hohe Anschaffungskosten.
Da trotz der Wirtschaftswunderzeit 90 Prozent aller deutschen Haushalte keinen elektrischen Kühlschrank besaßen, bot es sich für viele Firmen an, auf dieses Segment mit der Entwicklung, Herstellung und ständigen Verbesserung von Qualitätsprodukten einzusteigen. In den 1970er Jahren gehörte der Kühlschrank dann allmählich zur Standardausstattung und war in den Haushalten nicht mehr wegzudenken. Zu den anfänglichen Standgeräten kamen nach und nach auch Einbaugeräte auf den Markt. Ob als reines Kühlgerät oder als Kühl-Gefrier-Kombination, die unterschiedlichen Ansprüche konnten dadurch in jeglicher Hinsicht erfüllt werden. Nach und nach gab es weitere Innovationen, die das Kühlen revolutionierten. Ein Beispiel: die komfortable NoFrost-Technologie. Diese wurde 1987 auf den Markt gebracht und verhindert, dass der Innenraum im Gefrierteil vereist. Somit gehört lästiges und zeitraubendes Abtauen endgültig der Vergangenheit an. Jedoch wird es aus Hygienegründen empfohlen ab und zu abzutauen und den Kühlschrank zu säubern.
Seine Hauptverkaufszahlen erzielte er im Übrigen bis in die 1960er Jahre jeden Frühling, vor den sich ankündigenden wärmeren Sommermonaten. Diesen Beschaffungswunsch unterstützten die aufkommenden Kühlgerätehersteller mit saisonalen Werbemaßnahmen deutlich. Erst als der Kühlschrank in den 1970er Jahren zur Standardausstattung wurde, wurde er auch eingebaut und verschwand oft optisch im Küchenmöbel.
Total multifunktional
Wieder durch US-amerikanische Vorbilder beeinflusst, kamen in den 1970er und 1980er Jahren hohe Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Ebenso verkleidet wie ihre kleinen Vorgänger fanden sie einen integrierten Platz in der modernen Einbauküche. Oben war – und ist – ihr Kühlschrank, während unten ein Gefrierschrank oft mit eigenem Motor Lebensmittel und Flüssigkeiten gefrieren lässt. Bequemlichkeit beim Ein- und Ausräumen, aber auch bessere Übersicht und die Erleichterung der Reinigung waren somit gegeben.
Der Umweltaspekt bei den Kühlschränken
Die Kühltechnik war nach der Nutzung natürlichen Eises stets mit technisch-chemischen Prozessen verbunden. Erste Prototypen stanken nach Ammoniak und mussten zweimal die Woche abgetaut werden. Bis weit in die 1980er Jahre war Flurchlorkohlenwasserstoff (FCKW) das übliche Kühlmittel. Da es bei seiner Freisetzung die Ozonschicht der Erdatmosphäre in hohem Maße beschädigt, wurde es seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr verwendet und ist seither in Neugeräten verboten. Im Jahr 1992 entwickelte das sächsische Unternehmen dkk Scharfenstein den ersten Kühlschrank, der ohne FCKW auskam. Später sollten sich alle Unternehmen an diesem vorbildlichen Gerät, das in Kooperation mit der Umweltorganisation Greenpeace entwickelt wurde, ein Beispiel nehmen.
Die heutigen Kühlschränke kommen daher ohne den gefährlichen Stoff aus. Sie arbeiten zumeist mit der sogenannten “Dortmunder Mischung”, die sich nicht auf das Ozonloch auswirkt.
Viele Kühlschränke haben heute moderne, energiesparende und umweltschonende Kühltechnik, die meist durch Kompressoren erzeugt wird. Kühlkompressoren sind fast geräuschlos und tauschen die warme Innenluft durch Verdampfung nach außen aus. Als Kühlmittel werden immer unbedenklichere Kältemittel verwendet. Moderne Kühlschränke haben außerdem eine Abtauautomatik, die sich selbst reguliert.
Seit dem Jahre 2010 ist ein einheitliches EU-Energielabel auf den Geräten auszuweisen, das Auskunft über den Stromverbrauch gibt. So erkennt der Verbraucher direkt welchen Energieverbrauch das Gerät hat. Es gilt also: Je mehr „+“ hinter einem Buchstaben, desto energieeffizienter ist das Gerät. So sind A++ Geräte 21 Prozent sparsamer als ein A+ Gerät. A+++ Geräte sogar 48 Prozent sparsamer.
Die Kühlschränke von morgen
Es gibt kleine Kühlschränke für das Badezimmer, in denen teure Kosmetik, Medikamente oder auch ein Prosecco aufbewahrt werden können. Es gibt kleine mobile Geräte mit Akku für das Picknick im Grünen und sogar Kühlschränkchen fürs Auto, die mit Niedervoltversorgung zum eisgekühlten Kaffee bis zum Reiseziel verhelfen und es gibt heute spezielle Kühlschränke zur Weinkühlung.
Die Gerätetechnik hat sich in den letzten Jahren weiterentwickelt. Die neuen Geräte verbrauchen wesentlich weniger Energie, sind mit Kaltlagerfächern oder Umluftkühlung ausgestattet und entwickeln sich immer mehr zu smarten Haushaltsgeräten oder für unterwegs. Hersteller tüfteln nicht nur an neuen Energiespartechniken, sie arbeiten auch am smarten Kühlschrank der Zukunft. Diese Kühlschränke haben Internetanschluss und können mit ihren Nutzern kommunizieren.
Die Geräte informieren über Zustand und Umfang ihres Inhalts, bestellen fehlende Lebensmittel nach oder liefern passende Rezept-Tipps. Per App und mobiles Internet lassen sich alle Daten über den Kühlschrank jederzeit abrufen. Solche smarten Kühlschränke gibt es bereits auf dem Markt, sie sind jedoch noch recht teuer. Auch wenn die Kühlgeräte noch so modern sind, sie nehmen uns noch nicht alles ab: Wir müssen sie immer noch selbstständig ein- und ausräumen und regelmäßig reinigen.
Man darf gespannt sein, wohin die „Reise des Kühlschranks“ noch geht. Sicher ist eines: Die Entwicklung wird nicht stehen bleiben.
Bilder von: LuisValiente auf Pixabay, Steve Wilson auf Pixabay, Alexas_Fotos auf Pixabay, James Wheeler from Pexels, Markéta Machová auf Pixabay, Edmond Carrén, Darrius Kühlschrank, Ольга Бережна auf Pixabay, Pedro Sandrini from Pexels, Snapwire from Pexels, DarthZuzanka auf Pixabay William Cullen