Die Geschichte des Kühlens
Das Problem, Lebensmittel über längere Zeit kühl zu halten, ist so alt wie die Vorratshaltung selbst. Heute ist Kühlen selbstverständlich. Zuhause, im Restaurant, im Krankenhaus oder bei Industrieanlagen wird über Kühlschränke, Frostkammern oder Klimaanlagen das wichtigste gekühlt. Unterwegs helfen uns praktische Kühlakkus oder elektrische Kühltaschen aus. Doch wie kam es zu dieser Entwicklung? KühlEx gibt Ihnen einen kleinen Einblick in die Geschichte des Kühlens, die vor mehreren Millionen Jahren beginnt.
Ein Geschenk der Natur für den Anfang:
„Jäger“ und „Sammler“ jagten und sammelten Nahrung und aßen diese direkt auf. Erst als unsere Vorfahren sesshaft wurden, änderte sich ihr Verhalten im Alltag. Mit der festen Behausung lagerten sie erstmals Gegenstände und Dinge des täglichen und gelegentlichen Gebrauchs, darunter auch Lebensmittel. Seit der frühen Steinzeit behalf sich der Homo erectus also mit natürlichen Kühlstellen wie Höhlen, in kälteren Gegenden nutze er schon damals auch Eis und Schnee.
Frisches Eis als „kostbares Gut“
In der Antike holten sich die Alpenanrainer Eisblöcke von den Bergen, um ihre Nahrung vor dem Verderben zu schützen. Doch wer nicht in Gletschernähe wohnte, musste sich Jahrhunderte lang mit anderen Konservierungsmethoden anfreunden. So wurde fast überall gepökelt und eingekocht, getrocknet und geräuchert. Daraufhin folgte im antiken Mittelmeerraum der teure Handel von Eis. Wegen ihrer Vergänglichkeit blieben diese Kältelieferanten jedoch Luxus für die Reichen. Der römische Dichter Marcus Valerius Martialis berichtet, dass das Eiswasser teurer sein konnte als der damit gekühlte Wein. Eine weitere Überlieferung stärkt dieses Bild. Kaiser Nero, der von 37 bis 68 nach Christus gelebt hat, soll eine eigene Läuferkette zwischen der Hauptstadt Rom und den Albaner Bergen eingerichtet haben, um permanent an frisches Eis zu kommen. Dadurch herrschte im Mittelmeerraum über Jahrhunderte ein blühender Handel mit Eis und Schnee.
Mittelalter – ein Zeitraum von Entwicklung
Das Natureis wurde dann bis weit in die Neuzeit hinein geschnitten (aus Gletschern, Seen, etc.) und zu Privatleuten oder Gasthöfen geliefert. Dort gab es oft tiefe Gruben, wo das Eis im Winter eingelagert und im Sommer dann Stück für Stück verbraucht wurde. Im Laufe der Jahrhunderte haben sich viele Völker einfallsreiche und kühle Aufbewahrungsorte für verderbliche Speisen geschaffen. In den Burgen des Mittelalters waren in den dicken Wänden Nischen mit schweren Holzklappen eingearbeitet, die die Temperatur niedrig hielten. Erdlöcher im Garten wurden zur Kühlung genutzt, ebenso wie nahe gelegene Teiche und Gewässer. Der Hang, speziell der Deutschen, und dass bis heute, zum Keller unterm Haus, eröffnete ebenfalls die Möglichkeit eines kühlen Raums zum Vorräte aufbewahren. Ob in Tongefäßen oder schweren hölzernen Fässern und Truhen, der damals nicht, so wie heute, gut gedämmte Keller war jahrhundertelang idealer Aufbewahrungsort für schnell verderbliche Lebensmittel.
Die Not macht erfinderisch
Der Eis-Handel war weiterhin extrem kostspielig und deswegen konnte sich nur Könige, Fürsten und Kirchenmitglieder diese einzige Kühlungsmöglichkeit leisten. Vor allem im „Sommer“ war das einfache Bürgertum der Wärme ausgesetzt und begann wieder die Mahlzeiten zu trocknen oder zu räuchern, um die Haltbarkeit zu verlängern. Da dies keine Lösung für die Ewigkeit war, machten sich die Menschen sehr früh daran, Eis selbst herzustellen.
Im späten Mittelalter wurde langsam die Chemie zum Kühlen entdeckt. So stellten die Menschen fest, dass Salpeter und Wasser, wenn sie aufeinander treffen eine Temperatur um 15 Grad erreichen. Dies reichte aber nicht, um sinnvoll zu kühlen und so ging vorerst der Handel, mit Natureis sogar bis ins 20. Jahrhundert weiter. In den USA gab es hierfür einen riesigen Markt. Im Winter wurden auf den großen Seen im Nordosten des Landes gigantische Mengen Eis geschnitten und ins ganze Land versendet. In sogenannten Eiskästen konnte sich das Eis relativ lange halten und wurde so zum Kühlen von Getränken und anderem verwendet.
Naturferne Lösungen – hochexplosive Ideen?
Zu Zeiten der Industrialisierung, gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, wurden die ersten Kältemaschinen in Betrieb genommen. Diese Maschinen nutzten Äthyläther als Kühlmittel und wurden auf langen Seereisen eingesetzt. Mit ihrer Hilfe wurden transportierte Lebensmittel im Bauch der Handelsschiffe kühl gehalten, um sie unverdorben um die halbe Welt zu schaffen. Der Nachteil von Äthyläther: explosive Gasgemische – und damit unabsehbare Gefahren, die sowohl mittel- als auch langfristig unrentabel für die Schifffahrt waren.
Im Privathaushalt kamen in den USA Mitte des 19. Jahrhunderts verstärkt Eiskisten auf, die jedoch noch mit maschinell erzeugtem Eis beschickt wurden. Um das Jahr 1900 begannen einige Unternehmen mit der Entwicklung von Kühlgeräten für private Kunden. Das Mittel der Wahl: Kompressoren. Als Kühlmittel diente Ammoniak.
In europäischen Großstädten wiederum etablierte sich seit dem 19. Jahrhundert zunehmend der Handel mit dem künstlich hergestellten Eisblock. Eisfabriken organisierten dafür die systematische Versorgung vor allem großbürgerlicher Haushalte mit riesigen und schweren Eisstangen. Sie wurden mit Haken von den Lastkutschen gezerrt, bevor sie ihren Platz im sogenannten Eisschrank fanden, einer mit Dämmstoff und Holz ausgerüsteten Kiste, in deren Mitte frische Produkte lagerten. Immer mehr Haushalte leisteten sich diese damals als absolut luxuriös angesehene Versorgung und genossen ihre so gewonnenen Konsumvorteile. Heute wird aus dieser Tradition geboren in einigen deutschsprachigen Regionen statt Kühlschrank immer noch Eisschrank gesagt.
Die teure Veränderung der täglichen Hausarbeit
Doch erst der Kühlschrank änderte die Langlebigkeit der Lebensmittel und die Konsummuster der damals für das Essen verantwortlichen Hausfrauen durchgehend. Bis in die 1950er Jahre war es üblich, täglich einzukaufen. Die meist gegessene Fleischsorte in Deutschland war der durchwachsene und geräucherte Speck. Dies konnte sich erst mit der massenhaft ansteigenden Verbreitung des Kühlschranks ändern, denn hier konnte nun auch leicht verderbliches frisches Geflügel und selbst zubereitetes Hackfleisch aufbewahrt werden.
1918 wurden die ersten 67 Kühlschränke für den privaten Haushalt in Detroit verkauft. Die Geräte waren extrem teuer und blieben eine Seltenheit. Im ganzen Jahr 1921 wurden in den USA nur rund 5000 Kühlschränke abgesetzt. In den späteren 1920er-Jahren war der Kühlschrank in den USA dann endlich ein Verkaufsschlager, doch hierzulande kaum gebräuchlich.
Nach dem 2. Weltkrieg – alles frisch?
Vor den 1940er Jahren, bevor der Kühlschrank seine Erfolgsgeschichte auch in Deutschland und Europa antrat, war es für die meisten Familien üblich, Käse, Butter, Milch und Fleisch im Keller zu lagern. In Etagenwohnungen hingegen diente die an die Küche angedockte kühle Speisekammer als Lagerraum. Niemals beheizt und stets mit einem Fenster versehen lagerten hier frisches Gemüse und Obst sowie Milcherzeugnisse und rohes Fleisch. Außerdem wurde vielerorts in den kalten Monaten einfach die Außenfensterbank der Küche als „Kühlschrank“ benutzt.
Der zweite Weltkrieg sollte die Verbreitung des Kühlschranks in Deutschland noch bis in die 1950er Jahre hinein verzögern. Jetzt konnte das tägliche Einkaufen wegfallen. Von nun an reichte es aus, ein oder zweimal in der Woche zu gehen und die Nahrung ohne Angst um Verderben im praktischen Kühlschrank aufzubewahren. Manche Studien belegen, dass erst mit dem, sich dadurch veränderten Einkaufsverhalten, die Idee des Vollsortiments im Lebensmittelhandel aufkam und im Anschluss daran übrigens auch die Idee der Sonderangebote. Nahrungsmittel wurden durch den Kühlschrank schließlich über einen längeren Zeitraum haltbarer.
Wieder durch US-amerikanische Vorbilder beeinflusst kamen in den 1970er und 1980er Jahren hohe Kühl-Gefrier-Kombinationen auf den Markt. Ebenso verkleidet wie ihre kleinen Vorgänger fanden sie einen integrierten Platz in der modernen Einbauküche.
Kleiner Ausblick auf die Kühltechnik
Die Kühltechnik war nach der Nutzung natürlichen Eises stets mit technisch-chemischen Prozessen verbunden. Erste Prototypen stanken nach Ammoniak und mussten zweimal die Woche abgetaut werden. Bis weit in die 1980er Jahre war Flurchlorkohlenwasserstoff (FCKW) das übliche Kühlmittel. Da es bei seiner Freisetzung die Ozonschicht der Erdatmosphäre in hohem Maße beschädigt, wurde es seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr verwendet und ist seither in Neugeräten verboten.
Der Kühlschrank änderte die Ess- und Lebensgewohnheiten. Früher wurde für knappe Zeiten eingekocht, eingesäuert, eingesalzt und geräuchert. Heute legt man einfach alles in Kühlschrank oder das Gefrierfach. Nicht nur Lebensmittel profitieren von der Erfindung von künstlichen Kühlmöglichkeiten. Medizin, biologische und technische Forschung, sowie viele andere Bereiche wären ohne moderne Kühlung kaum so weit, wie sie sind.
Die Geschichte des Kühlens ist eine sehr lange und zeitgleich sehr kurze Geschichte, wenn man bedenkt, dass der moderne Kühlschrank erst in den 1950er Jahren der breiten Bevölkerung zur Verfügung stand. Die Möglichkeiten zur Kühlung hat den Menschen immer Freude bereitet. Sie zeigt auch, dass wir dankbar sein sollten, mit Kühltaschen, Kühlakkus, Kühlboxen und Co. jederzeit und einfach etwas kühlen zu können.